Von der Freiheit und Gleichberechtigung

Von der Freiheit und Gleichberechtigung
Oder: Wie Klischees plötzlich zu geltenden Normen mutieren

Vor genau 50 Jahren haben unsere Vorfahren für Freiheiten gekämpft – die 68er Bewegung stand für Gleichberechtigung der Geschlechter, Akzeptanz der Homosexualität, Freiheit der Religion ein.
Nur drei Jahrzehnte zuvor waren all diese Dinge ein absolutes Tabu und Menschen wurden deshalb verfolgt, sogar getötet.

Gott sei Dank wurden aber diese Freiheiten im Sinne der Menschenrechte, vor allem der Menschenwürde als Grundrechte verankert.
Viele Jahre haben wir die Zeit der Freiheit, Gleichheit und Menschlichkeit genießen dürfen. Diese von unseren Vorfahren erkämpften Rechte haben jedoch nicht jene Achtung unsererseits erhalten, die sie verdient hätten. Vielmehr haben wir sie als selbstverständlich angesehen. Und jetzt müssen wir – zumindest jene, die wachsam durchs Leben gehen – feststellen, dass sich irgendwann ganz still und leise die Selbstverständlichkeit der Freiheit in eine Bedrohung verwandelt hat.

Wie sonst kann es sein, dass Zuflucht suchende Menschen die Unterstützung verwehrt wird, weil sich auf ihren Handys zweifelhafte Klischees nicht wiederfinden können? Wie weit sind wir also noch entfernt, dass Andersgläubige um ihres Glaubens Willen verfolgt werden? Dass Frauen unterdrückt werden (also noch mehr, als die übliche Ungleichbehandlung, die wir ohnehin tagtäglich erfahren)? Wie lange dauert es noch, bis in unserer Gesellschaft jene Menschen verurteilt werden, die verzweifelt versuchen, Menschen zu schützen, die einer gewissen „Norm“ nicht entsprechen und deshalb von anderen unterdrückt und gehetzt werden?

Und wer genau legt eigentlich diese Norm fest? Etwa eine vermeintlich privilegierte Gruppe, die anscheinend Gesetze und Rechte wahrt, dabei aber nur ihre eigenen Interessen vertritt?

Bei genauer Betrachtung ist es eigentlich völlig einerlei, welcher Religion, welcher Hautfarbe, welcher Nation oder welcher sexuellen Ausrichtung man angehört. Jedes Volk, jede Religion lebt irgendwie nach den gleichen Grundprinzipien und Idealen. Im Prinzip die Gebote, die wir kennen, nicht töten, nicht lügen, nicht stehlen, usw.

Nirgendwo steht geschrieben, welchen Namen Gott haben soll, an den wir glauben. Es ist auch nicht geschrieben, welchen Tag des Herrn wir würdigen sollen. Freitag, Samstag, Sonntag, Weihnachten, Karfreitag Hanukkah, Fastenbrechen? Nirgendwo ist vorgeschrieben, wen wir lieben dürfen – dafür aber: liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst!

Wenn wir also die so lang erkämpften Freiheiten und Rechte behalten wollen, wenn wir uns wünschen, dass wir in Frieden unser Leben bestreiten können, dann ist es mehr als kurz vor zwölf. Wie oft in der Geschichte wurde für Freiheit gekämpft und gewonnen – lassen wir nicht zu, dass uns die Geschichte erneut einholt und wieder von vorne begonnen werden muss, Grundrechte mühsam zu erkämpfen.

Es is‘ Zeit!

Euer G. Wissen


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